Die Rapid Sequence Induction (RSI) zur Intubation des kritisch kranken Patienten ist im Rettungsdienst gar nicht so häufig. Um den Patienten nicht zu gefährden, sollte eine RSI optimal geplant und im Team vorbereitet werden. Ein paar Jungs haben sich ein geniales Konzept zur Umsetzung und zum Training ausgedacht – und wir haben sie zu Nerdfallmedizin geholt!
Intubationsschablone:
Anhand eines genialen Tools (Download hier am Ende der Shownotes weiter unten) besprechen Martin und Dominic die wichtigsten Utensilien und Vorbereitungen für die RSI.
Was ist die RSI?
- Zügige Gabe von Relaxans, Hypnotikum und Analgetikum um schnellstmöglich gute Intubationsbedingungen zu erhalten und eine Zwischenbeatmung aus Aspirationsschutz zu vermeiden
- Synonyme sind zum Beispiel “Ileuseinleitung” oder “Crush-Intubation”
- die RSI ist die Standardeinleitung des (immer als nicht nüchternen geltenden) Patienten im Rettungsdienst/Notfall
Was sind die Ziele?
- schnellstmöglich optimale Intubationsbedingungen
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- der First-Pass-Success reduziert das Risiko für Komplikationen
- Vermeidung von Hypotonie im Rahmen der Einleitung
- Vermeidung von Desaturierung
Probleme:
- kritische Patienten
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- oft vor Intubation bereits Hypoxie und Hypotonie
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- jeder Notfallpatient gilt als “nicht nüchtern”
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- oft schlechte Gefäßverhältnisse
- Schwierige Bedingungen am Einsatzort
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- schlechte Lichtverhältnisse
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- eingeschränkter Zugang zum Patienten
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- schlechte Patientenlagerung
- geringe Übung im Alltag (nur 3-5% aller Notarzteinsätze)
Vorbereitung:
- STABILISIEREN VOR INTUBIEREN!gerade bei hämodynamisch kritischen Patienten ist eine Narkoseeinleitung riskant
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- möglichst optimal präoxygenieren und einen hoch-normalen Blutdruck anstreben
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- ggf. Volumenbolus zur Einleitung (die meisten Patienten sind hypovoläm)
- Patienten möglichst optimal lagern
- Material vorbereiten
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- “Plan B” (alternativen Atemweg) bereitlegen
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- Medikamente aufziehen und beschriften
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- Katecholamin vorbereiten (ggf. Perfusor anlaufen lassen)
- Im Team entsprechende Rollen abstimmen
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- “Ten for ten” und kurzer Time-Out vor Narkosebeginn
- Vorab: Mentale Planung und Standardisierung der RSI
Durchführung:
- zwei sichere und möglichst großlumige Zugänge
- Monitoring optimieren (Intervalle kurz, Kapnographie anschließen und vorbereiten)
- einen potentiell schwierigen Atemweg antizipieren
- ausreichende Präoxygenierung
- Einleitung der Notfallnarkose (z.B. unser Kochrezept)
- Intubation
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- Tubuslage durch Kapnographie und Auskultation prüfen
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- Kreislauf nach Narkose beobachten/korrigieren
- Fortführung der Narkose
Intubations-Schablone:
Ein geniales Tool ist die Intubations-Schablone, die wir oben im Video 2 vorstellen. Alternative Bezeichnungen sind Intubationsmatte, RSI-Schablone oder RSI-Matte.
Hier sind die wichtigsten Utensilien und Vorbereitungen für die Notfall-Narkoseeinleitung auf eine Matte (vom Material ähnlich einer LKW-Plane, abwisch- und desinfizierbar) in 1:1 Größe abgebildet. Die Matte hat exakt die Größe der Ablage eines Bayern-RTW und hilft bei der zeitkritischen Vorbereitung, mit einem Blick kann fehlendes Material erkannt werden. Wichtig dazu zu wissen:
- Die Schablone ist Teil eines Gesamt-Konzepts und wird im Rahmen einer Vorbereitung mit ausführlichem Training und einer Checkliste genutzt.
- Die Schablone dient (in CRM-Bezug) auch für Erfahrene als “mentaler Anker” und hilft, die mentale Bandbreite für andere Aufgaben freizuhalten.
- Auch wenn Material genutzt wurde, wird es möglichst auf die Matte zurückgelegt, dort kann es schnell wieder gefunden werden (z.B. beim zweiten Laryngoskopie-Versuch).
- Ähnliche Konzepte (und Vorbilder) gibt es bei HEMS Sydney und HEMS London aber auch bei vielen Feuerwehren (Geräteablagen).
Achtung! Es gibt eine neue Version der RSI Schablone, die Schablone ist mittlerweile ganz einfach bei Narkosezeug UG bestellbar.
Links:
Wir bedanken uns bei dem gesamten Team des RSI-Konzeptes:
Felix Haug
Jasper Rothkötter
Dominic Fischer
Simon Schmidt-Torner
Eine kleine Anmerkung zur RSI-Schablone: auf ihr wird gefordert, die Tubusspitze mit Gleitgel zu benetzen. Meiner Meinung nach ist dieses Vorgehen eine tradierte Fehlhandlung, denn Tuben sind mit Silikonöl beschichtet und gleiten von allein. Ich rate, den Führungsmandrin mit Gleitgel zu benetzen, denn so kommt es beim Entfernung des Mandrins (selbst bei stark vorgebogenem Tubus) nicht zur Dislokation. Das Benetzen des Tubus’ mit NaCl ist übrigens noch unsinnige, denn es perlt einfach nur ab 😉
Hi Julian, du hast recht, die Tubusspitze einzugelen ist etwas Glaubenssache, die Hersteller unterscheiden sich auch in der von dir beschriebenen Beschichtung. Wir haben beispielsweise Tuben mit beiliegendem Führungsstab, der teflonbeschichtet ist keine Glitsche braucht. Danke fürs Feedback und viele Grüße!
Vor allem der Absatz „Vorbereitung“ wird meines Erachtens viel zu oft etwas vernachlässigt; bedarf jedoch in meinen Augen die größte Beachtung.
There is no „rapid intubation“ in „RSI“!