Hyperventilation – ist viel Atmen wirklich ungefährlich?

Jeder hat schonmal Patienten mit Hyperventilation gesehen – solche Patienten werden oft rasch als Bagatelle abgetan. Wie wir an solche Einsätze optimal herangehen, welche gefährlichen Differenzialdiagnosen wir keinesfalls übersehen dürfen und welche Tricks es gibt im Umgang mit diesen Patienten gibt’s im aktuellen Nerdfallmedizin-Video.

Was ist Hyperventilation?

Hyperventilation ist ein erhöhter Umsatz von Atemgas in der Lunge (durch schnelle und tiefe Atemzüge), welche zu einem Abfall des paCO2 unter den normalen Wert führen.

Was ist das Hyperventilationssyndrom?

Letztlich ist der Begriff nicht fest definiert. Gemeint sich meist das subjektive Gefühl von Atemnot oder Stress als Auslöser von Hyperventilation. Die Hyperventilation führt dann zu den typischen Symptomen (siehe unten) und nur durch Unterstützung aussen kann der Kreislauf aus Angst/Stress und Hyperventilation durchbrochen werden.

Letztlich ist dabei aber nicht die Hyperventilation die auslösende Ursache sondern meist eine akute Stress- oder Angstreaktion.

Was sind typische Symptome einer Hyperventilation?

  • schnelle und tiefe Atmung (deutlich erhöhtes Atemminutenvolumen
  • meist Agitation
  • Hyperventilationstetanie
    • durch resp. Alkalose wird Calcium an Albumin gebunden und eine Hypocalciämie von freiem Calcium resultiert und erzeugt die oben genannten Symptome
      • Carpopedale Spasmen (Pfötchenstellung der Hände/Spitzfüße?
      • Kribbelparästhesie
      • Hyperreflexie
  • Laktaterhöhung (durch vermehrte Atemarbeit)

Untersuchung:

  • Hyperventilation wegen Angst/Agitation/Panik immer eine Ausschlussdiagnose
  • Körperliche Untersuchung ist Pflicht
    • Wichtige Differenzialdiagnosen bedenken:
      • Lungenembolie
      • Exazerbation einer obstruktiven Atemwegserkrankung
      • Pneumonie
      • Sepsis
      • Anaphylaxie
      • Kompensation einer metabolischen Azidose
        • Ketoazidose
        • Intoxikation (Salizylate etc.)
        • Nierenversagen

Therapie:

  • Beruhigung / Talk Down / Atemanleitung
  • Rückatemmaske / Tüte vor Gesicht?
    • kaum steuerbar
    • kann bei vorerkrankten Patienten zu lebensgefährlicher Hypoxie führen
  • Sedierung (Benzodiazepine)?
    • in der Praxis teils angewandt aber nur in Ausnahmefällen sinnvoll
      • primär immer Talk Down und nur bei anhaltender, ausgepräger Agitation evtl. sinnvoll

Quellen:

Artikel im Ärzteblatt

Artikel von dasFOAM

Autor: Philipp Gotthardt

Ich bin begeisterter Notfallmediziner aus Nürnberg. Ich arbeite in der Notaufnahme, Intensivstation und als Notarzt sowie ärztlicher Dozent und versuche mich mit Nerdfallmedizin an der FOAMed Welt zu beteiligen.

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