SOPs ermöglichen das standardisierte Abarbeiten von Krankheitsbildern. Ob die Versorgung dadurch besser wird, oder der individuelle Patient durch eine allgemeine Anweisung untergeht, darüber scheiden sich die Geister. Das Paper der Woche zeigt einen Vorteil durch eine SOP bei der SHT Versorgung.
Jürgen Knapp von Newspapers.eu hat eine spannendes Paper hier diskutiert. Darin wird die Versorgung von Patienten mit SHT vor und nach Einführung einer SOP untersucht.
Die Details der Studie hat Jürgen Knapp prägnant zusammengefasst. Wir fanden besonders spannend, dass das Überleben bis zum Eintreffen der Klinik signifikant verbessert werden konnte.
Auch wenn die Inhalte der SOP zunächst basal erscheinen, möchten wir ein paar Gedanken zu SOPs insgesamt liefern.
SOPs sind sicherlich notwendig um Handlungskompetenzen auch an Notfallsanitäter/-innen zu übertragen und den Kollegen dadurch Sicherheit und Interventionsmöglichkeiten an die Hand zu geben. Der Trend zu SOPs in der Notfallmedizin ist daher nicht aufzuhalten.
Eine häufige Kritik gegen SOPs ist die Verallgemeinerung von Krankheitsbildern und eine fehlende Berücksichtigung von individuellen Patientenfaktoren.
Wir glauben, dass durch SOPs insbesondere evidenzbasierte Basismaßnahmen effektiver im Alltag eingebaut werden. Auch und gerade erfahrene Kollegen neigen teils zu einer Überbewertung spezialisierter und invasiver Maßnahmen und vernachlässigen Basics.
Gleichzeitig ist eine SOP nur dann gut, wenn die Einschlusskritierien an die Patienten so ausgewählt sind, dass die richtige Patienten eingeschlossen werden und die SOP übersichtlich bleibt. (Gerade der Einschluss von Patienten ist bei SHT noch einfach, bei internistischen Patienten mit vielen Vorerkrankungen aber meist schwieriger)
Zusammengefasst sind SOPs ein tolles Tool im Alltag um Standards der Patientenversorgung zu garantieren.
Im Alltag erwarten wir selbst die Einhaltung von Standards und niemand von uns wird bei seinem Smartphone auf Gorillaglas verzichten wollen – das ist eben der Standard. Ich habe den Eindruck das wir SOPs oft schlecht “verkaufen” und sie dadurch eher als Gängelei empfunden werden. Eine gute SOP stellt sicherlich eine solide Grundversorgung der Patienten im Sinne eines Standards dar – ein Standard darf aber selbstverständlich übertroffen werden.