Die Versorgung von Neugeborenen ist für die wenigsten Notfallmediziner eine Routineaufgabe. Bei einer laufenden Geburt sollte daher alles für die Versorgung des (hoffentlich gesunden) Neugeborenen vorbereitet werden. Hierfür haben wir tolle Tipps von Notfallsanitäterin Silja Wurm bekommen und ein PDF zur Vorbereitung des Neugeborenen-Versorgungsplatzes bereitgestellt!
Die optimale Versorgung eines Neugeborenen braucht Vorbereitung. Einige grundsätzliche Voraussetzungen sollten dabei frühzeitig bedacht werden:
- Räumlichkeiten vorheizen (wenn ihr nicht schwitzt, ist es zu kalt!) und Zugluft vermeiden (RTW/Zimmertür bleibt zu!)
- frühzeitig Hilfe anfordern (2. RTW/Baby-NAW für Transport und Versorgung)
- Rollen im Team klar verteilen
Wenn die ersten Punkte abgearbeitet sind, sollte ein Versorgungsplatz für das Kind vorbereitet werden. Dafür eignet sich ein (Wickel-)Tisch der im besten Fall von allen Seiten gut erreichbar ist. Sofern verfügbar sollten Wärmelampen/-Unterlagen eingeschaltet werden.
Nun geht es an die Materialien:

Wärmeerhalt:
Handtücher vorwärmen und einen Stapel bereitlegen, das kann im elektrischen Backofen bei 50-60 Grad und in der Mikrowelle (1min.) unter strenger Aufsicht (Achtung: Brandgefahr) erfolgen.
Wird das Kind mit dem obersten Handtuch abgetrocknet, kann dieses anschließend sofort unter dem Kind herausgenommen werden und das Neugeborene in ein trockenes, darunterliegendes Handtuch gewickelt werden. Wärmezufuhr durch Wärmflaschen oder Körnerkissen sollten wenn möglich vermieden werden, da insbesondere durch direkten Hautkontakt thermische Verletzungen entstehen könnten.
Sofern vorhanden sollte eine dicke Mütze für das Kind bereitgelegt werden, da der Wärmeverlust insbesondere über den Kopf beträchtlich ist.
Absaugpumpe:
Das Absaugen der Atemwege mit einer regulären Absaugpumpe ist problemlos möglich. Eine herkömmliche, elektrisch einstellbare Absaugpumpe kann bis zu einem Sog von – 0,15 (- 0,2) mbar verwendet werden. Sie wird in Kopfnähe mit einem großlumigen Absaugkatheter vorbereitet.
Spezielle Orosauger, wie sie lange Zeit vorgehalten wurden, werden nicht benötigt.
Monitoring:
Für das initiale Monitoring ist ein Pulsoxymeter im Normalfall ausreichend.
Das Pulsoxymeter sollte mit einer für Neugeborene geeigneten Ableitungsmöglichkeit vorbereitet werden. Zur Ableitung der präduktalen Sättigung wird der Sensor an der rechten Hand des Neugeborenen angebracht. Die präduktalen Sättigungswerte sollten nach etwa 10 min. über 90 % liegen. Wenn vorhanden, kann auch ein geeignetes EKG zur Überwachung verwendet werden.
Diagnostik:
Die Herzfrequenz als sensitivstes Parameter für Hypoxie kann gut auskultiert werden. Eine Beurteilung der Herzfrequenz über das Tasten der pulsierenden Nabelschnur wird bei großer Fehleranfälligkeit nicht empfohlen.
Da Neugeborene nach dem Geburtsstress in seltenen Fällen eine Hypoglykämie aufweisen, sollte der Blutzucker kapillär z.B. an der Fußsohle gemessen werden. Der genaue Zielwert des Blutzuckers bei Neugeborenen wird aktuell diskutiert. Eine neonatale Hypoglykämie unter 35 mg/dl sollte jedoch erkannt und behandelt werden.
Um die Körpertemperatur des Neugeborenen im Zweifel kontrollieren zu können, sollte ein Thermometer zur rektalen Messung bereitgelegt werden.
Beatmungsbeutel:
Der Beatmungsbeutel sollte etwa 400-500 ml Fassungsvermögen besitzen. Mit kleineren, „Neo“-Beatmungsbeuteln können Blähmanöver, also Beatmungen mit einer verlängerten Inspirationszeit, meist weniger effektiv durchgeführt werden. Der Beutel sollte mit einer geeigneten Maske bestückt sein. Masken anderer Größen und ggf. Formen sollten zur Variation bei Beatmungsproblemen bereitliegen.
Die meisten Kinder-Beatmungsbeutel besitzen ein Überdruckventil der den maximalen Druck auf 40 mbar begrenzt um eine Lungenschädigung zu vermeiden – dieses Ventil sollte nicht blockiert sein. Nach Möglichkeit sollte ein PEEP-Ventil mit ca. 5mBar sowie ein Druckmanometer am Beatmungsbeutel ergänzt werden.
Ein Sauerstoffanschluss mit Drehregler sollte vorbereitet und in der Nähe schnell verfügbar sein. Zwar wird zunächst mit Raumluft (FiO2 21 %) gebläht, benötigt das Neugeborene im Verlauf aber weitere Unterstützung, muss Sauerstoff angeschlossen werden.
Zur Lagerung bei der Beatmung können ebenfalls die bereitgelegten Tücher verwendet werden, um eine das große Hinterhaupt ausgleichende Schulterrolle zu bauen und den Atemweg somit frei zu bekommen (sog. “Schnüffelposition”).
Sonstiges:
Weiteres Material für i.v. Zugang, Medikamente oder Infusionslösungen kann im Verlauf der Neugeborenenversorgung selbstverständlich ebenfalls notwendig werden und sollte deshalb in erreichbarer Nähe vorgehalten werden.
Eine bereitgelegte Uhr (Handy) kann helfen, neben der Zeit der Abnabelung im Blick zu behalten, wie lange unterstützende Maßnahmen schon durchgeführt werden.
Quellen/Informationen:
Versorgung und Reanimation des Neugeborenen