Einsatznachsorge – Gemeinsam sind wir stark!

Nicht nur unsere Patienten und deren Angehörige erleben in Einsätzen furchtbare Dinge, auch uns lässt so manche Situation nicht kalt und mancher Einsatz lässt einen noch lange schwer Schlucken.

Je nach Ausbildungsstand, Vorerfahrung und Persönlichkeit empfinden wir unterschiedliche Einsätze als unterschiedlich belastend. Meistens hilft es aber, wenn wir uns nach dem Erlebten gemeinsam kurz über die Eindrücke unterhalten und zulassen, dass eine emotionale Reaktion vollkommen normal ist.

Wir haben mit Kristina Schmidt über die Grundlagen der Einsatznachsorge gesprochen und einige wertvolle Tipps bekommen:

Grundsätzlich:

  • Jeder Mensch erlebt Stress und Belastung
  • Situationen werden unterschiedlich wahrgenommen und bewertet.
  • Belastungssymptome nach Einsätzen sind normal Reaktionen auf ein „unnormales Ereignis“.
  • Unterschiedliche Reaktionen nach belastenden Einsätzen sind möglich, müssen aber nicht auftreten.
  • Die Veränderungen können erst später bemerkt werden oder auch erst einige Zeit nach dem Einsatz auftreten. 
  • Veränderungen können auch auftreten, wenn die Einsatzmaßnahmen bestmöglich durchgeführt wurden da die bislang bewährten Bewältigungsmechanismen an ihre Grenzen kommen. 

Was jeder von uns tun kann…

  • Aktive Auseinandersetzung mit der Frage “Was tut mir nach belastenden Einätzen gut bzw. was hat mir in der Vergangenheit geholfen?”
    • Umsetzung dieser “Protektoren” – auch wenn es schwer Fällt (Krisen-Tool-Box)
  • Belastungsreaktionen von sich und Kollegen nach belastenden Einsätzen beobachten, erkennen und akzeptieren.
  • Einschätzung: Ist bei mir (und/oder Kollegen, Auszubildenden, Praktikanten) nach belastenden Einsätzen etwas anders als sonst – Gefühle, Gedanken, Verhalten, Beziehungen?
  • Bewusstsein für Notwendigkeit einer Einsatznachbesprechung im Team nach belastenden Einsätzen zur individuellen Verarbeitung fördern.
  • Einsatznachbesprechung als fester Bestandteil des Einsatzes (-abschlusses) etablieren:

Einsatznachbesprechung:

Struktur/Inhalt:

  • Vorgefundene Situation
  • Was lief gut/ Was würde man wieder so machen?
  • Was würde man beim nächsten Mal (evtl.) anders machen?
  • Was lernen wir aus diesem Einsatz?
  • Was tut mir/uns in der nächsten Zeit gut…

Grenerell: Je komplexer die Einsatzsituation, desto ruhiger sollte der Besprechungsraum sein und desto mehr Zeit für die Nachbesprechung im Team sollte eingeplant werden.

Strukturierte Einsatznachsorge in Anspruch nehmen! (PSNV-E; CISM; SbE)

Insbesondere Vorgesetzte/Teamleader sollten niederschwellig solche Angebote nutzen um Vorbild zu sein.

Goldenen „Mittelweg“ zur individuellen Verarbeitung finden:

Anteilig zwischen Abstand herstellen (ablenken, sich bewusst etwas Gutes tun, zusätzlichen Stress vermeiden) und der bewussten Auseinandersetzung (über das Erlebte mit Vertrauenspersonen sprechen,  erzählen, „hinschauen“) pendeln um so die individuelle Verarbeitung entsprechend dem eigenen Tempo zu fördern.

Normal ist… dass besondere Erlebnisse den Menschen belasten und aus der Bahn werfen können – bedingt durch die Natur des Menschen. Professionell ist… verantwortlich mit diesen Auswirkungen bei sich und Kollegen umzugehen.

Sommerpause!

Mit diesen aus unserer Sicht extrem wertvollen und wichtigen Tipps von Kristina verabschieden wir uns in eine Video-Sommerpause. Im September geht es dann weiter mit neuen Videos zu spannenden Themen. Wir haben schon einige ganz besondere Specials für euch vorbereitet – seid gespannt! 🙂
Wer auch im Sommer nicht genug Nerdfall-Zeug bekommen kann, folgt uns auf Twitter, Facebook und Instagram – dort gibt es auch im Sommer regelmäßig spannende Inhalte. Und neue Nerdfacts sind auch noch am Weg um den August gut zu überstehen!

Autor: Philipp Gotthardt

Ich bin begeisterter Notfallmediziner aus Nürnberg. Ich arbeite in der Notaufnahme, Intensivstation und als Notarzt sowie ärztlicher Dozent und versuche mich mit Nerdfallmedizin an der FOAMed Welt zu beteiligen.

Ein Gedanke zu „Einsatznachsorge – Gemeinsam sind wir stark!“

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