Nasenbluten
Meist handelt es sich bei Nasenbluten (Epistaxis) um wenig dramatische Blutungen. Mit Basismaßnahmen lassen sich die meisten Blutungen gut in den Griff bekommen. Oft liegt die Blutungsquelle im vorderen Nasenabschnitt (Locus Kiesselbachii). In seltenen Fällen können auch hintere Blutungen auftreten, die schwerwiegende Grunderkrankungen als Ursache haben können (z.B. Tumoren, M. Rendu-Osler). Welche Maßnahmen ihr einleiten könnt und wann ggf. der HNO-Arzt notwendig wird, erfahrt ihr heute.
Das pdf zu dieser Folge findet Ihr hier:
Fact 1 – KOMPRESSION!
Der Patient sollte aufrecht sitzen und den Kopf nicht in den Nacken legen, um ein Verschlucken des Blutes zu verhindern. Eiskrawatten haben vermutlich wenig Effekt.
Die meisten Blutungen kommen aus den vorderen Nasenabschnitten. Daher ist die wichtigste und effektivste Maßnahme die lokale Kompression. Dabei werden die Nasenflügel mit den Finger (durch den Patienten selbst) zusammengedrückt. Der Druck sollte lange genug aufrechterhalten werden (ca. 20-30min). Eventuell muss man Patienten regelmäßig erinnern, da der Patient häufig zu früh nachlässt! Nur selten ist Nasenbluten Hb-relevant, sodass Laborkontrollen meist entbehrlich sind (ggf. bei Antikoagulation v.a. mit Vit.K-Antagonisten Kontrolle der Gerinnung). Ebenfalls selten, aber möglich, ist ein A-Problem. Hier steht dann die Sicherung des Atemweges im Vordergrund mit großzügigem Absaugen des Blutes und eventueller, endotrachealer Intubation.
Fact 2 – LOKALE MEDIKAMENTÖSE THERAPIE!
Eine effektive Maßnahme sind Medikamente, die eine Vasokonstriktion bewirken. Handelsübliche Nasentropfen (z.B. Xylometazolin) sind gut wirksam (Ja genau. Das sind die üblichen Nasentropfen aus der Hausapotheke☺). Alternativ ist verdünntes (1mg ad 10ml NaCl / 1:10.000) Adrenalin möglich. Die Applikation kann mittels getränkter Tupfer oder mittels MAD System (intranasale Zerstäubung) erfolgen. Bei ausbleibendem Erfolg kann Tranexamsäure lokal versucht werden (off label!). Zusätzlich sollte eine Lokalanästhesie erfolgen (z.B. Lidocain 2%), um weitere Maßnahmen and er empfindlichen Schleimhaut vornehmen zu können, falls erforderlich.
Fact 3 – INSPEKTION!
Eine Inspektion der Nase und des hinteren Rachens ist obligat. Koagel sollten aus der Nase vorsichtig abgesaugt und entfernt werden, um eine ausreichende Sicht zu erhalten. Eine Inspektion des Rachens (Nachweis der stehenden Blutung und Ausschluss einer hinteren Blutung) sollte immer erfolgen, da bei hinteren Blutungen schwerwiegende Grunderkrankungen vorliegen können, die andernfalls übersehen werden können.
Fact 4 – WEITERE MASSNAHMEN!
Auf ein Labor kann wie gesagt meist verzichtet werden. Bei Patienten mit oraler Antikoagulation (v.a. bei Marcumar) sollte ggf. eine Gerinnungskontrolle erfolgen. Hb-relevant ist eine Epistaxis selten. Sollte ein relevantes A-, B- oder C-Problem vorhanden sein, ist natürlich eine Labordiagnostik sinnvoll (mind. Blutbild & Gerinnung, Kreuzblut).
Steht die Blutung trotz der oben erwähnten Maßnahmen nicht, ist die Einlage von Tamponaden durch einen geschulten Anwender möglich. Verschiedene Systeme (Watte, Hämostyptika, Ballons) sind verfügbar. Es wird eine beidseitige Einlage empfohlen, um den Kompressionseffekt zu erhöhen. Zudem sollten die Tamponaden am Nasenrücken fixiert werden, um eine Aspiration zu verhindern.
Weiter sind eine Elektrokoagulation oder eine lokale Verätzung mittels Silbernitratstäbchen durch erfahrene Anwender möglich. Diese Methoden dürfen nur einseitig und punktuell erfolgen, da sonst eine Nekrose des Nasenseptums droht. Bei ausbleibendem Erfolg eine HNO-Vorstellung sinnvoll.
Fact 5 – BLUTDRUCK?!
Ein erhöhter Blutdruck löst in der Regel keine Epistaxis aus. Allenfalls exzessiv erhöhte Werte können eine Blutung verstärken. Die Senkung des Blutdrucks ist daher bei Symptomen einer hypertensiven Krise sinnvoll, nicht aber nur wegen einer Epistaxis. Oft kann der Blutdruck situativ ein Ausdruck von Angst und Nervosität des Patienten sein, sodass zunächst beruhigende Maßnahmen (durch unsere ruhige und kompetente Ausstrahlung ☺) und eine Blutstillung erfolgen sollten. Meist wird der Blutdruck als Ursache für das Nasenbluten überschätzt.
Quellen und weiterführende Infos:
PINcast Mai 2022
Hosseinialhashemi M et al. Intranasal Topical Application of Tranexamic Acid in Atraumatic Anterior Epistaxis: A Double-Blind Randomized Clinical Trial. Ann Emerg Med 2022. PMID: 35752521
Janapala RN, et al. Efficacy of Topical Tranexamic Acid in Epistaxis: A Systematic Review and Meta-Analysis. Am J Emerg Med. Nov 2021. PMID: 34763235
Irgendwie gibt’s hier er jetzt nur die Infografik Blutkulturen, könnt ihr „Nasenbluten“ wieder online stellen? Dankeschön!
Moin
Nasenbluten ist jetzt wieder korrekt hinterlegt. Da ist die Verlinkungen wohl falsch hinterlegt gewesen. Sollte jetzt wieder gehen.
Hallo. Ich finde es unpassend, den Begriff hypertensive Krise zu benutzen. Andere Autoren raten klar von diesem Begriff ab (stattdessen ggf. “hypertensiven Notfall”benutzen).
Hallo. Ich finde es unpassend, den Begriff hypertensive Krise zu benutzen. Andere Autoren raten klar von diesem Begriff ab (stattdessen “hypertensiven Notfall benutzen”).
Ggf. anpassen?
Hallo,
auf dem Nerdfact steht 04/2021, sollte sicherlich 2022 heißen ?
Ja tatsächlich. Liegt an der Vorlage. Ist trotzdem aktuell 😉 Wird die Tage noch angepasst. Danke für den Hinweis!