„Wieviele grüne Kügelchen habt ihr heute?“ – wenn ihr mit dieser Frage nichts anfangen könnt, dann ist der folgende Beitrag genau richtig für euch! Daniel Marx erklärt uns, wieso man die eigenen Ressourcen kennen sollte und wie man auch an schlechten Tagen im Team sicher arbeitet.
Daniels Konzepte für Team Ressource Management (TRM) werden in seinen Faktor-Mensch Kursen wirklich toll aufbereitet – es ist uns eine große Ehre, dass er immer wieder bei Nerdfallmedizin zu Gast ist. Wenn ihr mehr zu diesem Thema wissen wollt, dann solltet ihr unbedingt die Kurse oder das Skript von FaktorMens.ch anschauen! Anbei sind auch Daniels frühere Beiträge und seine Website verlinkt.
“Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache“ – „mein Bauchgefühl sagt mir, dass da was nicht stimmt“…
Wer kennt das nicht? Daniel Marx hat uns im Interview seine Meinung zum Bauchgefühl und Umgang damit erklärt.
Wir verweisen auf die Shownotes des ersten Interviews. Daniels Konzepte für Team Ressource Management (TRM) werden in seinen Faktor-Mensch Kursen wirklich toll aufbereitet. Wir freuen uns über diese neuen Fortbildungsmöglichkeiten und sind gespannt auf die nächsten Entwicklungen.
Was hat der berühmte Mr. T aus dem A-Team mit Stress zu tun? Philipp erklärt euch eine geniale Taktik, um mit dramatischen Situationen umzugehen – BEAT THE STRESS, FOOL!
Beat the Stress Fool steht für Breath, Talk, See, Focus – vier Taktiken bzw. Techniken für die akute Stresssituation.
Notfallmedizin ist geprägt von schnellen Entscheidungen und weitreichenden Konsequenzen. Stress ist ein ständiger Wegbegleiter und muss rechtzeitig erkannt und bekämpft werden.
Doch warum entsteht Stress eigentlich?
Stress beschreibt die Dysbalance zwischen (erlebten) Ressourcen und geforderten Aufgaben.
Dabei gelten folgende Kriterien einer Situation laut Eberspächer als besonders stressauslösend:
hohe Bedeutsamkeit
nicht-Wiederholbarkeit
Konsequenzen bei Misserfolg
hohe Anforderungen
Zeitdruck
ungewisser Ausgang
All diese Kriterien sind Wegbegleiter des Notfallmediziners und lassen bereits erkennen, dass wir einem hohen Risiko durch Stress ausgesetzt sind.
Stress kann dabei akut über uns hereinbrechen, etwa mit der Ankunft eines hoch instabilen Patienten. Ebenso kann aber auch im Laufe einer Schicht die Belastung zunehmend kummulieren und sich so das Stresslevel unbewusst immer weiter erhöhen.
Die Effekte sind dabei gleich, kognitive Kapazität wird gebunden, die Entscheidungsfähigkeit wird eingeschränkt und motorische Fähigkeiten beeinträchtigt.
Der Umgang mit Stress ist daher essentiell für die Handlungsfähigkeit in zeitkritischen Situationen.
“Tactical Breathing” sollte allen Fans von Scott Weingart wohl bekannt sein – gemeint ist die kontrollierte Atmung. Atmung ist als einziges Vegetativum bewusst steuerbar und kann durch bewusste Steuerung unsere Sympatikusaktivität senken.
Zusammenfassen kann man diese Technik schnell:
je 4 Sekunden Einatmen, Luft anhalten, Ausatmen, Luftanhalten… insgesamt pro Zyklus (also 16 Sekunden) Atemübung die idealerweise 3 Mal wiederholt werden sollte.
Hierdurch können wir uns in Stresssituationen bewusst bremsen und wieder auf einen gesunden Stresspegel herabregulieren.
Talk
Selbstgespräche führt jeder. Durch Selbstgespräche können wir unsere Aufmerksamkeit und unsere Reaktion auf Situationen bewusst beeinflussen. Hierbei sollten einige Grundregeln beachtet werden:
sei kurz und präzise
sei freundlich
sei positiv
wiederhole deine Leitsätze
Ein geeigneter Satz wäre beispielsweise: „Ich bleibe ruhig, denn ich kann das!“. Das kann man z.B. auf der Toilette machen, wenn ein kritischer Patient angekündigt ist oder auch auf Anfahrt.
Diese triviale Methode sollte unbedingt eingeübt werden. Nur wenn unsere Leitsätze häufig wiederholt werden, entwickeln sie eine entsprechende Wirksamkeit.
See
Mentale Mindmaps können uns helfen, Situationen im Kopf durchzuspielen. Hierbei kann man von einer Form “mentaler Simulation” sprechen.
Um diese Übung effektiv zu gestallten sollten nicht nur fachliche Faktoren im Kopf durchgespielt werden. Insbesondere müssen die eigenen Gefühle, die Örtlichkeit und Orientierung im Raum, eigene Bewegungen, das eigene Blickfeld, und motorischen Handlungen bewusst visualisiert werden. Durch häufige Wiederholung können wir auf diese Weise auch seltene Situationen im Kopf erleben und uns auf den Ernstfall vorbereiten.
Focus
Triggerworte können uns im Stress helfen, wieder auf den richtigen Pfad zu gelangen. Ideal geeignet ist beispielsweise: „ABCDE“
Sind wir in einer Situation überfordert und wissen nicht mehr weiter, können wir uns durch ein Trigger-Wort wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Einen Schritt aus der Situation in die Beobachterrolle können wir kurzfristig unser Tun hinterfragen und uns neu strukturieren.
Fazit
Zusammengefasst sind die vier vorgestellten Techniken wertvolle Tools zum Umgang mit Stress. Diese müssen jedoch eingeübt und gepflegt werden.
Abschließend kann die Relevanz eines achtsamen Umgangs mit unseren Ressourcen nicht ausreichend betont werden. Stress begleitet uns und kann gesundheitlichen Schaden hervorrufen.
Daher nicht zögern und mit dem Training beginnen! „Beat the Stress, Fool!“
Lust auf mehr? First10EM hat genial die Auswirkungen von Stress und Lösungsmöglichkeiten zusammengefasst.
Auch die Kollegen von wAINS-world haben dieses Thema schon mal besprochen.
Wir alle kennen es – eine Situation gerät Schritt für Schritt ausser Kontrolle. Wie kann man sich da noch “einfangen”? Welche Tipps und Tricks gibt es – und welche Mechanismen stehen hinter chaotischen Situationen?
Daniel Marx ist ein Experte im Bezug auf Human Factors und Erfinder und Dozent von FaktorMens.ch.
Wir hatten die Ehre mit Ihm ein Interview zum Vorgehen bei komplexen Einsatzsituationen zu machen.