So das Warten auf Teil 2 hat sich doppelt gelohnt: es gibt nicht nur die Auflösung, nein wir haben diesmal auch einen Ehrengast mit an Board! Tobias Becker von PinCast verrät uns in einer Sprachnachricht seine Gedanken zu dem Fall 😉
(Teil 1 verpasst? kein Problem, klicke hier und steige von Anfang an mit ein.)
Du beginnst deinen Dienst in der ZNA und schaust durch die EKGs des Vortags. Dabei fällt dir das folgende EKG in die Hände:
EKG bei Aufnahme, 25mm/s
Du beginnst dich für diesen Fall zu interessien und liest nach, was geschehen war:
Ein ca. 30jähriger Patient wurde mit dem Rettungsdienst in die ZNA gebracht. Im Rahmen der wenige Sekunden dauernden Bewusstlosigkeit im Liegen auf der Couch waren muskuläre Entäußerungen aufgefallen. Kein Einnässen. Kein Zungenbiss. Im Anschluss daran sofortige Reorientierung. Der Patient hat bis auf leichtes Fieber von 38,1 Grad (bei „Mandelentzündung“) unauffällige Vitalparameter.
Es erfolgte eine neurologische Vorstellung bei V.a. generalisiertem Krampfanfall. Nach neurologischer Evaluation wurde der V.a. konvulsive Synkope gestellt. Zur weiteren Abklärung war ein stationärer Aufenthalt geplant, allerdings war das durch den Patient nicht gewünscht und er gegen ärztlichen Rat entlassen.
Herzlich willkommen zum zweiten Teil des ersten Nerdfalls! Neben der Auflösung des Falls findet ihr weiter unten eine Sammlung interessanter Quellen zu Fall-relevanten Themen. Viel Spaß damit!
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Jetzt aber zum Fall: Aufgrund des kalten, unruhigen Umfeldes wird im Team ohne Zusammenfassung der Situation festgelegt, den Patienten schnellstmöglich und ohne weitere Maßnahmen mittels Tragestuhl in den RTW zu verbringen. Hierfür soll der nahegelegene Aufzug genutzt werden. Bei allen Beteiligten besteht zu diesem Zeitpunkt große Unsicherheit darüber, wie die weinerliche Wehleidigkeit des Pat. im Kontext seiner psychiatrischen Vorgeschichte einzuordnen ist. Diese Unsicherheit wird allerdings kaum kommuniziert. Der Transfer in den RTW wird also ohne weitere Verzögerungen vorbereitet. Aufgrund der flachen Hierarchie und dem guten kollegialen Verhältnis im Team traut sich der Rettungssanitäter nach Abschluss der Vorbereitungen dennoch, seinem Bauchgefühl nachzugehen und vor der Umlagerung die – seiner Meinung nach – bestehende Möglichkeit einer Aortendissektion anzusprechen. Zu diesem Zeitpunkt steht der Tragestuhl bereits mit offenen Gurten bereit.
Synkopenabklärung kann so einfach sein, trotzdem gibt es viele unterschiedliche SOPs in verschiedenen Abteilungen. Meistens wird eher zuviel Diagnostik und zu wenig Anamnese betrieben.