NERDfacts Folge 2/2024 Dermatologie

Dermatologie

Hautveränderungen sieht man in der Notfallmedizin häufig. Sie können Ausdruck einer anderen Erkrankung sein oder aber eine von der Haut selbst ausgehende Erkrankung. Die Beschreibung und Differenzialdiagnose ist eine Herausforderung. Wir haben versucht, die aus notfallmedizinischer Sicht besonders relevanten Fakten zu sammeln und auf einer Seite zusammenzufassen.

Das pdf zu dieser Folge findet Ihr hier:

Einleitung

Alleine die Lehre der Effloreszenzen füllt ganze Lehrbücher. Daher bitten wir um Nachsicht, wenn wir an der ein oder anderen Stelle sehr vereinfachte Darstellungen bieten. Natürlich erheben wir auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir haben euch zu einigen Krankheiten Bilder verlinkt.

Fact 1 – ALLES ROTE FLECKEN!

Wichtig ist, dass eine korrekte Beschreibung der Veränderungen erfolgt. Dabei sollte die Ausbreitung (Geschwindigkeit, Richtung, wo hat es angefangen, entlang eines Dermatoms) beschrieben werden und ob die Schleimhäute betroffen sind. Die Art der Effloreszenz (Papel=Knötchen, Pustel=mit Eiter gefüllt, Plaque=plattenartig, Urtikaria=Quaddel, Bläschen, Begrenzung) ist ebenfalls wichtig. Zudem sollte der Patient befragt werden, ob Juckreiz oder Schmerzen bestehen. Beschreiben sollte man zudem, ob die Veränderung schuppend oder nässend ist. Ggf. sollte (in der ZNA) eine Fotodokumentation erfolgen. Hier findet ihr eine gute Übersicht über einzelne Befunde. Bei schweren Hautveränderungen sollte ggf. primär ein Haus mit Dermatologie angefahren werden. Anamnestisch ist der Impfstatus wichtig (z.B. Masern, Röteln etc.).

Fact 2 – ARZNEIMITTELREAKTIONEN!

Arzneimittelreaktionen manifestieren sich häufig auch an der Haut. Neben eher harmlosen Arzneimittelexanthemen können auch gefährliche Krankheitsbilder auftreten.

Treten Rötungen mit anschließendem Abschälen der Haut mit Erosionen auf und lässt sich die Haut verschieben, kann ein Steven Johnson Syndrom (<10% KÖF) oder die Maximalvariante Toxische Epidermale Nekrolyse (TEN) vorliegen (>30% KÖF). Typischerweise wird die Erkrankung durch Allopurinol, Antibiotika & NSAR ausgelöst. Es kann ein unspezifisches Prodromalstadium mit Fieber, Augenbrennen und Schluckbeschwerden vorweggehen.

Fact 3 – PETECHIEN!

Petechien sind punktförmige Einblutungen in die Haut und können im Rahmen von septischen Krankheitsbildern, Vaskulitiden, Meningitis oder auch Thrombozytopenie auftreten. Nicht immer handelt es sich um schwerwiegende Erkrankungen. Das vermehrte Auftreten und v.a. eine rasch progrediente Ausbreitung sowie Allgemeinsymptome (Fieber, AZ-Reduktion, Vigilanzminderung etc.) sollten Anlass zu genaueren Untersuchungen sein.

Fact 4 – ANAPHYLAXIE!

Die Anaphylaxie geht häufig mit Hautveränderungen einher. Neben Rötung und Urtikaria, die häufig mit Juckreiz einhergehen, können massive Schwellungen im Sinne eines Angioödems auftreten. Es kann zu bedrohten Atemwegen kommen. Wichtigste und lebensrettende Maßnahme ist die intramuskuläre Gabe von Adrenalin (Erw.: 0,5mg, Kinder < 12J: 0,3mg, Kinder < 6J.: 0,15mg).

Fact 5 – ALLGEMEINSYMPTOME!

Gehen Hautveränderungen mit schweren Allgemeinsymptomen einher (z.B. hohes Fieber, Vigilanzminderung, Tachypnoe usw.) sollte an eine schwerwiegende Erkrankung gedacht werden. Septische Verläufe bei Phlegmonen bis hin zu nekrotisierender Fasziitis, Meningitis oder Vaskulitiden können dahinterstecken. Bei Allgemeinsymptomen insbesondere Fieber und Hautveränderungen sollte der Eigenschutz beachtet und der Patient isoliert werden, bis eine infektiöse Genese ausgeschlossen ist. Auch der Impfstatus ist wichtig (z.B. Masern).


Quellen und weiterführende Infos:

https://www.dermis.net/

https://www.rcemlearning.co.uk/reference/dermatological-examination/

https://www.universimed.com/ch/article/dermatologie/hautveraenderungen-als-notfall-2122347

Einen kompakten Überblick über dermatologische Notfälle bietet auch der Notfallguru unter dem Leitsymptom „Hautveränderungen„.

Autor: Tim Eschbach

Ich bin leidenschaftlicher Notfallmediziner und Notarzt. Ich engagiere mich für die Fort- und Weiterbildung im Bereich der inner- und präklinischen Notfallmedizin, insbesondere im Bereich SOPs, CRM und Fehlerkultur.

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